Dreamteam

Dies ist die aussergewöhnliche Geschichte von unserem Dream Team Matthias und Dragon.

Wenn irgend jemand wissen möchte, ob Parelli Natural Horsemanship funktioniert, dann sind diese Zwei dafür der beste Beweis!

Ganz am Anfang meiner Instruktorenlaufbahn führte ich eine Abendinfo über PNH in Guntmadingen durch. Es erschienen etwa 30 Personen, darunter eine Frau mit zwei kleinen Kindern. Der Bub (ca. 11 Jahre) sah mit seinem Pagenhaarschnitt aus wie „le petit prince“ und das Mädchen wie ein zierliches Püppchen mit einem ellenlangen Zopf. Die Mutter erzählte mir, dass die Kinder zum Voltige-Unterricht gingen und dass sie nun ein eigenes 5-jähriges Pferd gekauft hätten. Es wäre eine Mischung aus Camargue/Berber. Ich fragte nach ihrer Pferdeerfahrung und sie sagte…  – überhaupt keine !! Sie sah wohl das Entsetzen in meinem Gesicht und  beruhigte mich sogleich. Sie hätten Freunde, welche eigene Pferde besitzen und ihnen helfen würden. Ich war einigermassen beruhigt und sagte ihr zum Abschied, dass sie mich jederzeit bei Fragen anrufen könnte.

Es vergingen einige Wochen bis mich die Mutter völlig gestresst anrief. Sie war mit den kleinen Kindern und dem jungen Pferd allein, da die Bekannten keine Zeit hätten, um ihnen zu helfen. Sie fragte nach, ob sie nach Guntmadingen zum Unterricht kommen könnte. Wir verabredeten 2 Lektionen für den Mittwochnachmittag. Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, pünktlich am besagten Nachmittag marschierte Mätthis Mutter mit gesatteltem Pferd und Kind im Sattel auf den Hof. Sie sah meine Überraschung natürlich und erklärte mir, dass sie weder Hänger noch Zugfahrzeug hätten. Deshalb würde sie die knapp 3 Stunden Weg halt laufen. Wenn das kein Engagement war!!!!

Dragon – ein richtiger Lümmel

Wir besprachen den Unterricht und so erfuhr ich, dass sich Dragon zu einen richtigen Lümmel entwickelt hatte. Die kleine Schwester wurde von ihm heruntergebuckelt und brach das Handgelenk. Mätthi wollte nach einigen Stürzen auch nicht mehr aufsteigen. Die Mutter in ihrer Verzweiflung versuchte das Pferd selber zu reiten und stürzte auch mehrmals. Also der blanke Horror für die Familie !!

Ich fragte die Mutter, wie sie auf diese Idee kam, ein eigenes Pferd zu kaufen. Sie erklärte mir, dass Mätthi ein hyperaktives Kind sei und sie ein riesengrosses Problem mit ihm hätten. Der Schulpsychologe hätte ihnen gesagt, dass er nur ein wirkliches Interesse hätte; nämlich Pferde. Dies war der Ausschlag für das Abenteuer namens Dragon.  Ich empfahl der Mutter nach einiger Zeit,  das Pferd in Guntmadingen in Pension zu bringen. Dieser extreme Aufwand, jeden Mittwoch diese Strecke zu laufen und unter der Woche mit Dragon täglich 2-3 Stunden zu Fuss zu joggen, war schlicht zu viel für sie. Denn sie hatte nicht nur diese 2 Kinder sondern 5!

Grundausbildung

So kam Dragon zu mir und ich gab ihm eine Grundausbildung. Mätthi und seine Schwester wurden von ihren Eltern regelmässig zum Unterricht gebracht und die Ferien verbrachten sie immer bei uns. Wenn man sehen möchte, wie PNH einen Menschen schult, dann ist Mätthi das perfekte Beispiel.

Wie oft musste er mit seinen Emotionen und seinem Temperament kämpfen und Dragon war und ist sein perfektes Spiegelbild.

Ohne Sattel flott unterwegs

Nie aufgeben

Es war eine harte Lehre für Mätthi, bis er die ersten wirklichen Erfolge erleben durfte. Denn immer, wenn er seine mittlerweile sehr gute Beziehung mit Dragon, z. B. am Tournament zeigen wollte, klappte es nie und er musste wieder eine Enttäuschung einstecken. Er gab aber nie auf und trainiert weiter, seine Emotionen in den Griff zu bekommen.

Zu Hause waren die Zwei schon lange das Dream Team und es war schon damals unglaublich, wie sehr dieses Pferd an dem Jungen hing. Ich habe noch nie eine solche Bindung zwischen einem Pferd und einem Menschen gesehen. Bei Mätthi und Dragon kommen mir die alten Geschichten der Berber und Araber in den Sinn. Diese Pferde sind ihrem Herrn so treu und anhänglich wie ein Hund ! Wenn Mätthi bei uns in der Küche stand während die Pferde das Kraftfutter bekamen, öffnete er das Fenster einen Spalt und rief oder pfiff ganz leise nach ihm. Dragon kam sofort aus seiner Box auf den Paddock getrabt und suchte ihn. Der Hafer war ihm völlig egal.

Matthias als Zauberer

Magische Verbindung

Diese Zwei haben eine Verbindung, welche für mich etwas Magisches hat. Wie viele Episoden kommen mir immer wieder in den Sinn. Z.B. als ich die Zwei das erste Mal an die BEA Bern mitnahm. Mätthi durfte mit uns Instruktoren in den grossen Ring und war entsprechend nervös. Wir alle rannten zu Fuss mit unseren Pferden at Liberty in die Halle. Mätthi sollte immer schneller laufen und dabei auf den ungesattelten Dragon springen – wie schon hundert Mal zuvor. Er rannte im vollem Tempo los, Dragon an seiner Seite.  Seine Stiefelspitze blieb in einem Loch im Sand hängen und er knallte der Länge nach hin und blieb liegen. Dragon galoppiert an ihm vorbei, stoppt aus vollem Lauf drehte sich um und galoppierte mit gespitzten Ohren zu Mätthi zurück und stupste ihn mit den Nüstern an. Mätthi lag immer noch flach mit dem Gesicht im Sand da. Dragon berührte ihn wieder mit den Nüstern und schubste ihn immer wieder leicht an.  Die Zuschauer applaudierten begeistert, da sie glaubten, es gehört zur Show.  Da hob Mätthi den Kopf, spuckte den Sand aus dem Mund und streichelte Dragon. Er rappelte sich auf,  biss die Zähne zusammen um nicht so auffällig  zu hinken. Dragon legte seinen Kopf auf seine unnachahmliche Weise auf Mätthis Schultern. Super;  die Zwei begeisterten die Zuschauer mehr als wir Instruktoren :o))

Als Mätthi etwa 17 Jahre war, nahmen wir ihn mit zur Equitana, damit er Pat und Linda live sehen konnte. Gleichzeitig war die Premiere des Pferdemusicals „le Prince“ mit JeanFrançois Pignon.  Zuhause angekommen verging keine Woche bis er uns aus dem Haus holte mit den Worten „wir können es jetzt auch„. Dragon wartet unangebunden auf dem Hofplatz auf ihn. Er rief ihn zu sich setzte sich auf den Boden, Dragon stellte sich hinter ihn, hob das Vorderbein und stellte den Huf auf Mätthis Kopf!

Ein anders Mal waren wir im Wald unterwegs und hörten plötzlich ein Pferd im Galopp näher kommen. Um die nächste Kurve kam uns Dragon entgegen, Mätthi im Sattel stehend, cool lächelnd, galoppierten sie ruhig an uns vorbei.

Wenn immer man beim Ausreiten irgendwo am Waldrand einen weissen Fleck sah, war es Mätthi mit Dragon in der Wiese liegend. Denn das Wichtigste bei diesen Beiden ist bis heute, es darf nicht langweilig werden!

 

Unglaublich die Zwei, ich könnte stundenlang solche Episoden von diesem ungewöhnlichen Gespann erzählen.

Die Eltern von Mätthi sind auch heute noch überzeugt, das Dragon einen riesengrossen Anteil hatte bei der Entwicklung von Matthias zu dem Mann, welcher er heute ist.

Dies ist die wahre Geschichte der Zwei, welche manchmal fast wie ein Märchen klingt.

Wer schon einmal Mätthi mit Dragon erlebt hat, wenn sie nicht „right brain“ sind, versteht wovon ich erzähle.

Berni

Matthias und Dragon

Dreamteam Matthias und Dragon

Bernis Vertretung am ersten Parelli-Summer-Festival 2014

Leider konnte Berni am Summer Festival 2014 nicht mit dabei sein. Sein langjähriger Student Matthias Flubacher zeigte als durchaus würdiger Stellvertreter, welch wunderbare, besondere Beziehung er mit seinem Dragon hat. Das „Dreamteam Mätthi und Dragon“ sind schon lange zusammen und man kann es dem verspielten Wallach kaum abnehmen, dass er bereits 25 Jahre auf seinem Widerrist hat!

Die phantasiereiche, actiongeladene Darbietung vor gefüllter Tribüne begeisterte das Publikum und so verwunderte es nicht, dass beide mit Standing Ovations aus der Halle verabschiedet wurden!