Livemitschnitt des Vortrag anlässlich der ExpoHorse 2018 in der Messe Zürich

Ein zufriedenes Pferd wird sich mehr für seinen Menschen einsetzen, lernt gerne etwas Neues, macht beim Training motivierter mit, ist gesünder und hat eine positive Beziehung zu seinem Reiter.

Was für Pferde wichtig ist

  1. Sicherheit
  2. Komfort
  3. Spiel

Dies bedeutet: Wenn ein Pferd in Sicherheit ist (nicht sterben wird), Komfort findet (vor Druck weichen kann) und mit Artgenossen spielt (Dominanzspiele), kann man davon ausgehen, dass es „glücklich“ ist.

Die Frage ist nur, wie können wir dieser Tatsache im Training mit unseren Pferden gerecht werden?

Pferde brauchen Sicherheit

Sicherheit

Verhält sich der Mensch wie ein Raubtier, indem er frustriert, angespannt oder aggressiv ist, hat dies einen grossen Einfluss auf das Verhalten des Pferdes. Es wird mit Angst, Flucht oder Abwehr reagieren.

Beispiele für raubtierhaftes Verhalten:

  • Druck, Druck, Druck…
  • Bestrafung…
  • Bestechung…
  • Festhalten, komme was wolle….

Wie kann ich meinem Pferd helfen, sich sicher zu fühlen?

  • Rhythmus, Entspannung, Rückzug
  • Eine gemeinsame „Sprache“ entwickeln, so dass das Pferd versteht, was du von ihm möchtest
  • Dem Pferd lehren, „Druck“ zu verstehen, anstelle davor zu fliehen oder dagegen zu kämpfen
  • Das Pferd nicht bestrafen
  • Nachlassen und dem Pferd Zeit geben, wenn es verspannt ist, weil es Angst hat
  • Pause geben, wenn das Pferd sich beruhigt und anfängt, nachzudenken
  • Ein geduldiger Lehrer sein

Eine gemeinsame Sprache ist der Schlüssel zu einer entspannten Partnerschaft mit deinem Pferd. Genau deshalb hat Pat Parelli die „7 Spiele“ entwickelt, welche nichts anderes als das ABC der Pferdesprache sind.

Es spielt keine Rolle, wie nett wir mir unserem Pferd sind. Solange es nicht gelernt hat, sich wie ein Partner und nicht wie ein Fluchttier zu verhalten, weden wir immer wieder in Probleme geraten. Wir müssen gemeinsam die Raubtier-/Fluchttier-Barriere überwinden!

Gib dem Pferd Komfort und mach auch mal bewusst Pause

Komfort

Fühlt sich ein Pferd sicher, wird es rasch damit beginnen nach Komfort zu suchen, z.B. indem es sich in den Schatten stellt, Schutz vor Wind oder Regen sucht oder sich vor dominanten Artgenossen fernhält.

Komfort ist sehr wichtig für Pferde. Wissen wir dies positiv zu nutzen, ist es ein sehr effektives Trainingskonzept.

Druck motiviert, aber es ist die Pause, bzw. das Nachlassen im richtigen Moment, welches dem Pferd etwas lehrt.

Weshalb fühlt sich ein Pferd unwohl?

  • Indem wir ihm keine Möglichkeit geben vor Druck weichen zu können
  • Wenn es eine Aufgabe nicht versteht
  • Wenn wir es zwingen etwas zu tun und es nicht nachdenken kann
  • Wenn es ständigem Druck ausgesetzt ist (körperlich, mental oder emotional)
  • Wenn es überfordert wird
  • Schlecht sitzende Ausrüstung
  • Ein unbalancierter und angespannter Reiter, welcher seinem Pferd nicht zuhört
Wir alle wünschen uns harmonische Beziehungen

Harmonie – das ultimative Ziel

Wie kann ich mein Pferd dazu bringen, in Harmonie mit mir zu sein? Macht es mein Verhalten überhaupt möglich? Bin ich ein guter Leader für mein Pferd?

Der ideale Reiter führt sein Pferd wie einen Tanzpartner. Er hält seinen Partner freundlich, aber bestimmt in einem „Rahmen“, welcher ihn dazu ermuntert, sich Schritt für Schritt mit dem führenden Tänzer zu harmonisieren.

Wie kann ich meinem Pferd helfen, sich wohl zu fühlen?

  • Indem wir ihm die Möglichkeit geben, selber Komfort zu finden
  • Indem wir ein gutes Timing haben und im richtigen Moment aufhören oder nachlassen
  • Indem wir Druck langsam und stetig aufbauen und schnell loslassen
  • Indem wir dem Pferd die Chance geben, nachzudenken und von sich aus eine Antwort zu finden
  • Indem wir unser Pferd besser ‚lesen‘ lernen
  • Indem wir ein guter Reiter werden: Balance, Fokus, Gefühl, Timing!

Gib Deinem Pferd ein Ziel!

Lass es nach Harmonie mit Dir suchen: „Ich trabe, was ist mit Dir? Ich strecke mich, was machst Du? Ich halte an, wie sieht es bei Dir aus?

Mach ein Spiel draus

Spiel

Sobald sich ein Pferd sicher und komfortabel fühlt, wird es damit beginnen, Spielchen zu spielen. Pferde spielen Dominanzspiele. So legen sie die Rangordnung fest, um zu sehen, wer der Schnellste, Stärkste und Schlauste ist, um die Herde anzuführen.

Pferde hinterfragen ihre Rangfolge ständig. Auch im Umgang mit uns Menschen. Du kannst nur hoffen, dass Du nicht die Nummer 2 bist!

Wir können zwar nicht gleich wie Pferde spielen, aber wir können lernen, dieselben Strategien anzuwenden. Dies wird die Einstellung deines Pferdes Dir gegenüber nachhaltig verändern!

Du solltest in der Lage sein, mit Deinem Pferd die schwierigsten Übungen auszuführen – und Dein Pferd realisiert nicht einmal, wie schwierig sie wirklich sind!

Wie kann ich das Wohlbefinden meines Pferdes beeinflussen?

Werde selber emotional fit!

  • Sei nicht frustriert oder ungeduldig. Pferde respektieren und trauen einem ruhigen und geduldigen Lehrer.
  • Berücksichtige die Bedürfnisse deines Pferdes, ohne deine eigenen Ziele dabei zu vergessen.
  • Bestrafe dein Pferd nicht. Repetiere die Aufgabe ruhig und gelassen.
  • Verstärke den Druck nicht, wenn dein Pferd etwas versucht oder Mühe hat, die Aufgabe zu verstehen. Gestalte die Aufgabenstellung anders. Langsamer, einfacher, klarer.

Lass los – gib nach!

  • Pferde brauchen das Nachlassen, die Pause, um verstehen zu können.
  • So lernt dein Pferd sich zu entspannen und es weiss, dass es etwas richtig gemacht hat.
  • Wenn dein Pferd weicht, wenn du sanft Druck aufbaust (z.B. durch deine Hand oder dein Bein), dann weisst Du, dass es verstanden hat und mit Druck umgehen kann.
  • Gestalte die Übung so, dass das Pferd von sich aus nach Komfort suchen kann. Hast Du ruhige Hände und Beine, wird dein Pferd auch unter dem Sattel seinen Komfort finden.

Mach ein Spiel daraus!

  • Deine Einstellung sollte spielerisch und locker sein. So kann dein Pferd eine gute Zeit mit dir haben, auch wenn ihr seriös ein Ziel verfolgt.
  • Lerne frei und am losen Zügel vorwärts zu reiten – in allen Gangarten. Dies entwickelt Vertrauen und löst Verspannungen. Du kannst dies gut am Boden vorbereiten. Die „7 Spiele“ werden dir dabei helfen.
  • Du musst nicht perfekt sein – du wirst dein Ziel auch so erreichen!
  • Lächle und sei auch dann freundlich zu deinem Pferd, wenn etwas nicht so gut geklappt hat.
  • Finde den richtigen Moment, aufzuhören.

Fazit

Ein Pferd ist dann glücklich, wenn es seine natürlichen Bedürfnisse nach Sicherheit, Komfort und Spiel befriedigen kann!

Du kannst das Wohlbefinden deines Pferdes steigern, wenn du an deiner eigenen emotionalen Fitness arbeitest, wenn du lernst, loszulassen und das Training mit deinem Pferd spielerisch gestaltest.

Make it a Game!

Gerne unterstütze ich Dich auf Deinem Weg mit Deinem Pferd. Informationen zu meinen Angeboten und Kursen findest Du auf meiner Website!

Kurse mit Berni Zambail

Fotos: Thilo Schönebäumer, EquiPix